Deutsche Tamariske
Pflanzen im Projektgebiet
Die Deutsche Tamariske (Myricaria germanica) gehört zu den Pionierpflanzen auf neu gebildeten Schotterflächen der Alpen- bzw. Voralpenflüsse. Während Überschwemmungen und Umlagerungen vielen anderen Pflanzen zu schaffen machen, ist die Deutsche Tamariske perfekt an diese Störungen angepasst: Wird sie von Schotter verschüttet, so regeneriert sie sich rasch. Geht ein Hochwasser über sie hinweg, kann sie sich mit ihren rutenartigen Zweigen unter den strömenden Wassermassen biegen, ohne größeren Schaden zu nehmen. Wird der Boden umgelagert, ist sie durch ihre tief reichende und kräftige Pfahlwurzel fest im Boden verankert. Indirekt ist sie sogar von diesen Störungen abhängig: Die Konkurrenzfähigkeit der anderen Arten (z.B. Weiden, Erlen) wird beeinträchtigt oder gar ausgeschaltet, sodass die lichtbedürftige Tamariske nicht von diesen verdrängt werden kann. Neben diesen Störungen ist ihr Lebensraum durch Nährstoffarmut und Trockenheit (Wasserdurchlässigkeit des Bodens) gekennzeichnet.
Zusammen mit der Lavendelweide (Salix eleagnos) bildet die Deutsche Tamariske die geschützte Pflanzengesellschaft des Weiden-Tamarisken-Gebüschs (FFH-Lebensraum „3230 Alpine Flüsse mit Ufergehölzen von Myricaria germanica“).
Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch Insekten. Bei schlechtem Wetter, wenn die Blüten geschlossen bleiben, kann es auch zur Selbstbestäubung kommen. Die Kapselfrüchte sind graugrün; die Samen sind federleichte „Schirmflieger“ (0,065 mg/Samen), welche mit Wind und Wasser verbreitet werden. Bei günstigen Standortbedingungen können die Samen – ähnlich wie die der Weiden – innerhalb von 24 Stunden keimen.
Früher war die Deutsche Tamariske an Flüssen weit verbreitet, doch heute ist sie zu einem einzigartigen Juwel geworden. Flussregulierungen haben ihren dynamischen Lebensraum großräumig zerstört, ihre natürlichen Standorte sind sehr selten geworden. Am Tiroler Lech finden sich eine der letzten großen Bestände in den Nordalpen, sodass deren Schutz eine sehr große Bedeutung für einen dauerhaften Erhalt dieser Pflanzenart hat.
Steckbrief
Höhe | Bis zu 2 m |
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Wuchsform | Strauch |
Blätter | Lineal-lanzettlich, 2 – 5 mm lang, bläulich-grün, sich oft dachziegelig überdeckend |
Blütenstand | endständig, ährenartig; Blüten blassrosa, zwittrig |
Blütezeit | Mai – August |
Vorkommen | Schotterflächen der Alpen- bzw. Voralpenflüsse |
Gefährdung & Schutz | Einstufung als „Vom Aussterben bedroht“ (Rote Liste Österreich; Niklfeld, 1999), Erklärung zur gänzlich geschützten Pflanzenart (Tiroler Naturschutzverordnung 2006, Anlage 2) |