3240 Alpine Flüsse
mit Ufergehölzen von Salix elaeagnos
Diesen Lebensraumtyp zeichnen natürliche und naturnahe Fließgewässer der Alpen und des Alpenvorlandes mit Kies- und Sandbänken und Weidengebüschen der Lavendelweide (Salix eleagnos) aus. Typisch sind regelmäßige Überschwemmungen und Umlagerungen durch Frühsommerhochwasser (Schneeschmelze). Das Lavendelweiden-Sanddorn-Ufergebüsch stockt auf Kies- und Schotterbänken (welche über die Mittelwasserlinie emporragen und episodisch von Hochwässern kurze Zeit überflutet und mit Sand oder Kies überschüttet werden). Auf feinkörnigem Substrat gedeihen die bestandsbildenden Weiden (Salix eleagnos, Salix daphnoides, Salix purpurea), welche gegen Trockenheit weitgehend resistent sind, besonders üppig.
Bei Reifung des Bodens entwickeln sich Lavendelweiden-Auen häufig zu Grauerlen-Auen weiter. Durch heftige Hochwässer können die Standorte jedoch auch so stark zerstört und mit Sedimenten überlagert werden, dass es zu einer Degradation zu Alluvial-Gesellschaften (z.B. FFH-Lebensraumtyp 3220) kommt.
Werden Weiden-Tamariskenfluren (FFH-Lebensraumtyp 3230) von Kies oder Grobsand überlagert, kann in der Sukzession die Lavendelweiden-Au folgen. In submontaner Stufe entwickelt sich das Lavendelweiden-Gebüsch nur noch an trockenen Standorten, weil an günstigeren Standorten die Silberweide konkurrenzkräftiger ist. In degradierten Augebieten ohne regelmäßiges Hochwasser bleiben alte Lavendelweiden als Relikte in Folgegesellschaften (je nach Reifung des Bodens Eschenwälder oder Heißländ-Vegetation) noch Jahrzehnte erhalten.
Da der Lebensraumtyp seine Hauptverbreitung im Alpenraum besitzt, trägt Österreich als wichtiges Alpenland innerhalb der EU eine hohe Verantwortung für seine Erhaltung. Im Naturpark Tiroler Lech nimmt er eine Fläche von 109,1 ha ein.
Details
Gefährdung | Fließgewässerausbau mit Staustufen, Uferverbau und -befestigungen, Sohlverbau, Gewässerbegradigung, Stromgewinnung; evtl. Wasserentnahmen, Eutrophierung, Sand- und Kiesabbau. Der Lebensraumtyp ist in der Roten Liste Österreichs als „vom Aussterben bedroht“ und „stark gefährdet“ eingestuft. | ||
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Schutz | Es gilt die natürliche Fließgewässerdynamik uneingeschränkt zu erhalten. Jeder weitere Ausbau sollte angesichts der hohen historischen Verluste vermieden werden. Eine Entwicklung (z. B. Rückbau von Staustufen, Uferverbau) wäre sinnvoll, und würde den Hochwasserschutz an Unterläufen unterstützen. Der Lebensraumtyp ist im Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet. | ||
Typische Pflanzenarten | Grauerle (Alnus incana), Sanddorn (Hippophae rhamnoides), Reifweide (Salix daphnoides), Lavendelweide (Salix eleagnos), Purpurweide (Salix purpurea ssp. purpurea), Schwarzweide (Salix myrsinifolia) | ||
Typische Tierarten | Flussregenpfeifer (Charadrius dubius), Flussuferläufer (Actitis hypoleucos), Erdkröte (Bufo bufo), Grasfrosch (Rana temporaria), Koppe (Cottus gobio), Rotflüglige Schnarrschrecke (Psophus stridulus) |