7240 * Alpine Pionierformationen
des Caricion bicoloris-atrofuscae („Alpines Schwemmland“)
Dieser Lebensraumtyp besiedelt konkurrenzarme Pionierstandorte von der kollinen bis in die nivale Höhenstufe im Vorfeld von Gletschern, im Uferbereich von Fließgewässern und an Quellfluren. Diese ökologischen Nischen sind durch instabile Schwemmböden und Alluvione, welche von kaltem, klarem, sauerstoffreichem, basisch bis schwach saurem Wasser überrieselt oder durchsickert werden, charakterisiert.
Das tränkende Wasser ist kalkarm, häufig aber alkalisch (pH-Werte zwischen 5 und 8). Im Unterschied zu den Kalkflachmooren über torfigen oder sumpfigen Böden mit eher stagnierendem Grundwasser kommt dieser Lebensraumtyp über mineralischen Böden mit fließendem, rinnendem oder rieselndem Wasser vor.
Damit ein dauerhaftes Bestehen der Gesellschaften dieses Lebensraumtyps gesichert ist, ist eine periodische Störung der Standorte, welche überwiegend durch den Einfluss des Wassers gegeben sind, Voraussetzung. Einerseits kommt es zur Überstauung der Standorte und Abschwemmungs- bzw. Anschwemmungsprozessen, andererseits sind häufig Solifluktion und Kryoturbation bestimmende Faktoren. Bei sich stabilisierenden Standortsverhältnissen werden die konkurrenzschwachen Charakterarten des Lebensraumtyps z.B. durch Flachmoorarten oder alpine Strauchweiden verdrängt.
Ausgelöst durch die natürliche Vegetationsdynamik kann es zum Erlöschen von Populationen der charakteristischen Pflanzenarten kommen, wenn diese keine ausreichende Populationsgrößen für eine Neubesiedelung der Standorte aufweisen.
Details
Gefährdung | Bachverbauungen, Anlage von Talsperren und Staumauern, Entwässerungen, Schotterabbau, Wasserab- oder -ausleitungen, Beweidung (Trittschäden, Nährstoffeinträge), Klimawandel. Der Lebensraumtyp wird als „von vollständiger Vernichtung bedroht“ (Kategorie 1) und als „stark gefährdet“ (Kategorie 2) kategorisiert (TRAXLER et al.). | ||
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Schutz | Zum Schutz dieses Lebensraumtyps ist auf eine Beständigkeit der hydrologischen Situation zu achten. Ein Verbot der Anlagen, die die Lebensraumdynamik einschränken bzw. verändern können, ein Verbot der Errichtung von Anlagen wie Wege, Furten, Parkplätze oder ähnliches im Bereich des Lebensraumtyps, keine Anlage von Schierschließungen im Bereich des Lebensraumtyps sowie der Verbot der Beweidung im Schwemmlandbereich sind förderliche Maßnahmen. Der Lebensraumtyp ist im Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet. | ||
Typische Pflanzenarten | Birnmoose (Bryum spp.), Schwarzrote Segge (Carex atrofusca), Zweifarbige Segge (Carex bicolor), Arktische Binse (Juncus arcticus), Zwergrohrkolben (Typha minima), Weißliches Pohlmoos (Pohlia wahlenbergii) | ||
Typische Tierarten | Engadiner Bär (Arctia flavia), Zweipunktiger Ahlenläufer (Bembidion bipunctatum), Germars Dammläufer (Nebria germari), Jockischs Dammläufer (Nebria jockischi) |