Warum ein LIFE-Projekt am Lech?
Der Schutz vor Naturgefahren, die Sicherheit für Siedlungen und Wirtschaftsflächen, die Gewinnung von Nutzflächen (nur 7% der Gesamtfläche des Tiroler Lechtals ist für den Menschen nutzbar) sowie der Tourismus haben das Tiroler Lechtal verändert.
Der Lech wurde teilweise eng reguliert. Das auch an Stellen, an denen es aus heutiger Sicht nicht mehr notwendig ist, da für das Umland keine Gefahr ausgeht. So kam es zur Abnahme der Schotterflächen am Lech. Von den etwa 800 ha Schotterflächen sind heute noch ca. 210 ha übrig (Schöberl, 1996). Die Schotterflächen befinden sich vor allem im Bereich der Umlagerungsstrecke zwischen Stanzach bis oberhalb des Hornbergs (Höfen; etwa 250 ha) und in Bereichen unterhalb der Kniepassschlucht bis zur Staatsgrenze (zusammen fast 40 ha; vgl. Moritz & Pfister, 1999). Der Oberlauf des Tiroler Lechs ist besonders vom Mangel an Kiesbankflächen betroffen.
Durch die Verbauungen des Lechs kam es zur Eintiefung der Flusssohle (bis zu 4 m) und mit der Absenkung des Lech-Sohlniveaus zur Absenkung des Grundwasserspiegels.
Der Bekanntheitsgrad des Naturparks Tiroler Lech ist in den letzten Jahren zusehends gestiegen. Lechweg-Wanderer, Radfahrer, Kajakfahrer und viele mehr kommen in das Gebiet und genießen die wunderschöne Natur.
Die unterschiedlichen Ansprüche, die an das Gebiet und die Natur gestellt werden, sind nicht ohne Folgen geblieben. Es kam zur Abnahme von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere. Auch die Biotopvernetzung ist zum Teil unzureichend. Durch die Eintiefung der Flusssohle und die Absenkung des Grundwasserspiegels werden die Auwaldbereiche weit weniger oft überflutet. Daher wurden die an die Dynamik des Flusses angepasste Pioniervegetation und die Weichholzaubereiche häufig von „Sekundärlebensräumen“ in Form trockener Erika-Föhrenwälder verdrängt. Durch das Trockenfallen vieler Auwaldgewässer fehlen u.a. ausreichend geeignete Rückzugsorte für Jungfische und Laichhabitate. Einige Tierarten sind besonders störempfindlich. Das betrifft zum Beispiel den Flussregenpfeifer (Charadrius dubius), der auf den zentralen Schotterbänken des Lechs brütet und bei zunehmender Beunruhigung sein Gelege aufgibt.